Das neueste Mitglied in der DAX-Familie ist, wie könnte es anders sein, ein nachhaltiger Index. Der neue DAX enthält 50 Titel. Mit dabei sind 23 der 30 klassischen DAX-Titel. Die ETF-Branche wittert Vertriebschancen, Experten sind skeptisch.
Der neue ESG-DAX nährt sich aus den drei Indizes DAX, MDAX und TecDAX. Die Gewichtung von Einzeltiteln ist auf sieben Prozent begrenzt. Allerdings gibt es auch Fast-Exit- und Fast-Entry-Regeln – wenn es etwa zu Verstößen gegen die Nachhaltigkeitskriterien kommen sollte. Grundlage sind die UN Global Compact Prinzipien, auch als ESG-Kriterien bekannt. Titel wie Eon, RWE, Volkswagen und MTU haben es übrigens nicht in den neuen Index geschafft. Auch Airbus, Rheinmetall, Uniper und Jenoptik fallen durchs Raster.
Die am größten vertretene Branche im neuen Index sind Finanzwerte. IT-Werte sind am geringsten gewichtet. Die Deutsche Börse reiht sich in eine große Liste anderer ESG-Indizes ein. Der neue ESG-DAX ist kaum innovativ. Die Nachhaltigkeitsansprüche echter Ökofreaks werden durch den ESG nicht wirklich befriedigt, denn es gibt kein Ausschlusskriterium für fossile Brennstoffe wie Erdöl, -gas und Ölsand. Zielgruppe für die nun zahlreichen neuen ETFs auf den Index dürften neugrüne Hippster sein.
Für manche ist es vollkommen unverständlich, weshalb ein Unternehmen wie BASF enthalten ist, dessen Tochterunternehmen Wintershall der größte deutsche Erdöl- und Erdgasproduzent ist und in Argentinien Fracking-Projekte betreibt. Auch Bayer ist enthalten, dessen Tochter Monsanto seit Jahren in der Kritik steht. Auch Bayer, Daimler, Deutsche Bank oder Siemens sind mit dabei, während kleinere Firmen mangels Handelsvolumen keine Chance haben.
Im Vergleich zum „ÖkoDAX“, den die Deutsche Börse Mitte 2007 eingeführt hat, wird sich der ESG-DAX wohl besser entwickeln. Der „ÖkoDAX“ hatte bis Februar 2020 rund 97% im Vergleich zu seinem Höchststand eingebüßt. Der ESG-DAX wird sich annähernd so entwickeln wie seine „Zulieferer“: DAX, MDAX und TecDAX. Immerhin sind 23 der 30 DAX-Werte im neuen Index enthalten.
Für mich ist das alles eine reine Marketingnummer. Man könnte das Gefühl haben, die Finanzindustrie malt ihre Produkte einfach nur grün an, um sie besser absetzen zu können. Vor Jahren hat das die Lebensmittelindustrie erfolgreich vorgemacht. Auf einmal gab es glutenfreien Tee, Bio-Wasser, veganer Käse, laktosefreie Birnen, Chemie-Sojapampe und anderen Quatsch, den man auf einmal teurer verkaufen konnte.
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